Im Lebensraum des dreieinigen Gottes Neues trinitarisches Denken

Der Beitrag zeigt die Möglichkeit eines neuen Denkens der Dreieinigkeit Gottes. Seit Augustinus und Thomas von Aquin hat die westliche Theologie Gottes Dreieinigkeit im Licht des Individuums verstanden. Neuzeitliche Theologie hat das zur Idee des absoluten Subjekts, das sich seiner selbst in seiner...

Full description

Bibliographic Details
Author:Jürgen Moltmann
Published: S.n., s.l., 2010
Volume:70
Pages:167-184
Language:German
Notes:Zusammenfassung, Povzetek, 167.
Periodical:Bogoslovni Vestnik
Number:2
ISSN:0006-5722
Format:Article
Topic:- Doctrine > God. Trinity > Trinity
Status:Active
Description
Summary:Der Beitrag zeigt die Möglichkeit eines neuen Denkens der Dreieinigkeit Gottes. Seit Augustinus und Thomas von Aquin hat die westliche Theologie Gottes Dreieinigkeit im Licht des Individuums verstanden. Neuzeitliche Theologie hat das zur Idee des absoluten Subjekts, das sich seiner selbst in seiner Einheit bewusst ist, entwickelt. Im Gegensatz zu Gott weit weg im Himmel (»Vater im Himmel«) basiert das neue Verständnis der Dreieinigkeit auf der neutestamentlichen Erfahrung von Gottes Nähe in Jesus Christus (»Abba, lieber Vater«). Gottes Dreieinigkeit kann man nicht vom Gesichtspunkt einer mathematischen Einheit oder eines leeren Individuums denken, sondern nur vom Gesichtspunkt einer Person, die für den Menschen ein Raum der Freiheit und heterologer Liebe ist. Ich glaube an Gott, aber ich lebe auch in ihm. Das neue trinitarische Denken sichert nicht zuerst Gottes Suverenität, sondern die Gemeinschaft der Anhänger Christi im Glauben. Monotheismus, der vom Gesichtspunkt der Person verstanden wird, ist fähig, Modalismus und die Gefahr des Tritheismus zu vermeiden. Dreieinigkeit muss als ein Raum der triadischen Intersubjektivität, die vom Begriff Perichorese zusammengefasst wird, verstanden werden. Eine solche Idee der Dreieinigkeit ist die Grundlage von Befreiungstheologie und sozialen Programmen.